Mit meiner Behinderung und deren Einschränkungen komme ich meistens gut klar. Es ist nicht so, wie viele Behinderte sagen, sie sind einfach anders, aber sie fühlen sich nicht krank. Das ist bei mir anders. Aber darauf möchte ich gar nicht hinaus. Ich liebe meine Familie und meistens auch mein Leben. Ab und zu, bin ich aber neidisch.
- Neidisch auf die Eltern, die mit ihren Kindern einfach herumtoben können.
- Neidisch auf Eltern die alleine mit ihnen ins Schwimmbad können,
- die keine Hilfe brauchen um sich auf den Boden zu ihren Kindern zu setzten.
- Neidisch auf Menschen die ihren Kindern hinterher rennen können oder mit Ihnen alleine einen Ausflug machen können.
- Neidisch auf Eltern die mit ihren Kindern alleine zum Kinderarzt gehen können.
- Neidisch darauf einfach einmal spontan los zu können
Manchmal, ganz selten, blinzle ich sogar neidisch mit einem Auge zu Menschen mit einem Querschnitt. Was sich hier blöd und unüberlegt anhört, ist es nicht. Ich kann meine Beine manchmal noch etwas bewegen, die machen aber nicht immer das was ich ihnen sage. Gleichzeitig habe ich trotz Schmerztherapie, starke Schmerzen. Schmerzen die mitbestimmen was geht und was nicht. Erschütterungen sind kaum auszuhalten und enden häufig im Erbrechen. In diesen Momenten bin ich neidisch auf Menschen mit einem Querschnitt. Menschen die sich mit Rollstuhl frei bewegen , die Handbike fahren und einer geregelten Arbeit nach gehen können. Es mag sich unfair anhören und das kann es auch sein. Gefühle sind aber nicht rational.
Ich kann das alles nicht. Und manchmal fehlt es mir so sehr. Gerade in Bezug auf Junior. Manchmal habe ich das Gefühl, das mir die Kleinigkeiten fehlen. Mir. Als Mama.
Manchmal habe ich das Gefühl, das mich nicht meine Krankheit, sondern die Schmerzen, das fehlende Geld für Luxushilfsmittel (z.b. ein Handbike mit Motor, Fahrstuhl, ein umgebautes Auto) sowie die Infrastruktur mich behindern.
Ja, manchmal bin ich neidisch.
Es ist kein wütender Neid, oder etwas was ich anderen nicht gönnen würde. Ich möchte es nur auch so gerne. Eifersucht ist es auch nicht. Es ist tatsächlich eine Form von Neid, die dann in mir aufsteigt. Manchmal. Auch wenn ich das nicht möchte.
Manchmal. Ja, manchmal bin ich neidisch.
Wir kommen klar, ich kann viele dieser Dinge mit Hilfe und Unterstützung machen. Darüber bin ich sehr dankbar. Trotzdem kriecht hin und wieder dieses traurige Gefühl in mir hoch und ich möchte schreien.
Ich trauere um diese alltäglichen Situationen. Wegen mir. Es sind die Kleinigkeiten.
Ich bin ein positiver Mensch und diese Phasen vergehen auch wieder. Aber manchmal sind sie einfach sehr präsent und dann muss ich ihnen auch Raum lassen. Raum lassen, damit ich daran nicht zerbreche und ich weitermachen kann.
Mit einem Lachen und mich an den Dingen freuen kann, die ich bewusst auskoste.
Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Es ist kein Futterneid, sondern ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ich wünsche dir viel Kraft weiterhin.
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Liebe wheelymum, das kann ich sehr gut verstehen und nachvollziehen…
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zack, da war es weg…
Ich z. B. hatte noch das Glück diese Dinge mit meinem Sohnn laufend zu erleben, darüber bin ich sehr dankbar. Ich habe mir aber auch schon oft vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn ich das alles in der Zeit hätte nicht tun können……
Ich verstehe diese, ich nenne es mal Traurigkeit, sie gehört dazu, denn wir freuen uns bestimmt nicht jeden Tag darüber gehandicapt zu sein….
Wir können auch nicht immer nur gute Laune haben und ich denke jeder von uns ist manchmal auf andere Menschen ein wenig neidisch, bzw. schaut wehmütig in die Richtung, was Gesunden oder aber Menschen mit einem Handicap vielleicht besser können bzw. was sie für Möglichkeiten haben. –
Wie wäre es, wenn Du dich mal an eine Stiftung wendest bzgl. des Handbikes?
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und alles Liebe, Deine Christine! ❤
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Hallo liebe wheelymum, dein Text trifft das so schön, wie auch ich ab und an empfinde, bin nach einem Unfall ab dem Hals behindert kann jedoch auch viel mit dem Rollator machen da sich halbseitig viel getan hat, sprich auch ein umgerüstetes Auto fahren, ja ich bin glücklich vieles für mich eigenständig tun zu können aber erfahre grad jetzt in den Ferien diese Wehmut, wenn mein Mann und meine 10 Jahre alte Tochter im Schwimmbad glücklich davon ziehen weil ich ihnen sage geht ruhig vor komm gleich hinterher obwohl sie mich so gerne dabei hätten aber ich doch weiß die Begebenheiten sind behinderten freundlich, jedoch nicht unbedingt gerecht und ich möchte doch das so in diesen Momenten einfach freien Spass haben 😀 so gute mine zum Spiel, breites glückliches Gesicht bewaren , dabei ist mir eigentlich zum heulen, so mach ich mich mutig auf den weg
und erfrische mich den doch lieber in der nächsten Behinderdusche (Tropical Island hat 3 tolle zu empfehlen besonderer die bei der Sauna Welt die wird kaum genutzt 😁😁😁). Ja es ist ein so seltsames Gefühl, da ich so genau weiß wie es anderst sein kann da ich noch dieses andere leben weiß, Kern gesund und frei beweglich 30 Jahre lang die schönen Zeiten mit meinem Sohn der leider bei dem Unfall verstorben ist, wir waren solche Wasserratten 😅 jedoch hatte ich da so selten zeit ,Selbständigkeit usw. welche Ironie des Schicksal 😂jetzt habe ich Zeit 😊😊😊 aber egal will mich jetzt nicht bedauern denn ich bin im Grunde sehr glücklich, da sind halt ab und zu diese Momente des Neides, ich verstehe so gut was du meinst 😘 . Darum schreib ich dir auch eigentlich nicht, wollte nur auf den Tip von Christine eingehen der ist nämlich echt toll, da ich von einem Samstag auf einen Sonntag veunfallt bin kommt leider auch nichts in Frage ausser dem üblichen was uns Geldlich unterstützt da ich nach einer von Freunden finanzierten Umschulung Auto fahren kann, hab ich nach Empfehlung einer Freundin über 80 Stiftungen angeschrieben unsere Situation erklärt das das so das einzige ist wo und wie ich da wir auf dem Land leben am Leben meiner Tochter noch besser und freier teilnehmen kann und tatsächlich haben sich 17 Stiftungen bereit erklärt,mir ein Auto zu finanzieren und das ist so super toll. Die Liste bekam ich damals von MMB ev. auch gibt es alle 5 Jahre von Eingliederung und Gesundheitshilfe eine Kostenübernahme zur Kfz- Beihilfe!!! Vielleicht hilft dir das weiter
Grüße Dich aus tiefstem Herzen
Sandra 😁
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Ich verstehe dich zu gut 😔aber du gibst deinen kindern trotzdem alles.
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Ich kenne auch dieses Gefühl. Es schleicht sich in dein Leben, an so Tagen, wo man sich wünschte das eigene Leben würde anders aussehen, wäre besser so wie bei Person xy. Ist es aber nicht. Und dann kommt der Neid. Man ist neidisch auf das Leben eines anderen.
Mir hilft es immer die Perspektive zu wechseln und mich zu fragen, ob eben die Person, auf die ich gerade neidisch bin, vielleicht auch auf jemand ganz anderen neidisch ist. Weil sie eben nicht so rundum glücklich ist, wie es mir in diesem Augenblick scheint. Neid engt den Blick aufs Ganze ein. Das ist nie gut und tut einem eigentlich auch nicht gut. Und trotzdem erwische ich mich auch immer wieder, dass ich mehr oder weniger neidisch bin. Es ist menschlich, dass man dieses Gefühl ab und zu hegt. Solange es nicht Überhand nimmt im Leben ist es ok. Jeder kennt es – niemand spricht gerne darüber. Danke, dass du so offen darüber geschrieben hast.
Liebe Grüße
Mother Birth
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Ich schätze dass dieses Gefühl jeder kennt. In verschiedenen Formen und Facetten. Das ist nichts wofür man sich schämen müsse. Ein toller Beitrag, der zu denken gibt und gleichzeitig auch zeigt dass man nicht alleine ist.
Sonnige Grüße.
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Ja, du bist ein positiver Mensch. Und ja, du darfst neidisch sein.
Und du bist eine starke Persönlichkeit. Du gibst deinen Kindern Liebe und versuchst alles dafür.
Du kannst stolz auf dich sein.
Lg
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Ich kenne diesen „Neid“, eigentlich ist es eine Art Traurigkeit, nur dass es in dem Fall nicht um mich geht, obwohl ich selbst genug Baustellen habe 😀 aber es ist dieser Blick auf Eltern die Kinder ohne irgendwelches Handycap haben, natürlich haben die auch Sorgen, doch ich lasse manchmal auch den Frust darüber raus.
Ich wünsche dir mal nen Mitarbeiter der KK und des MDKs die plötzlich in einem Anfall von Menschlichkeit alles genehmigen das dir das Leben etwas leichter machen
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Ich bin kerngesund und mir stehen eigentlich alle Möglichkeiten offen. Und trotzdem bin auch ich manchmal „neidisch“. Weil es auch bei mir Dinge gibt, die einfach nicht funktionieren und andere sie mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit erledigen können, was mich dann traurig macht.
Ich glaube, das ist ganz normal und menschlich. Also mach dir nicht zu viele Gedanken darüber! 🙂
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Liebe Ju, du hast alles Recht der Welt diese Gefühle zu haben und ich wollte einfach nur hierlassen,dass ich dich wirklich sehr bewundere. Es ist schade,dass so viele Dinge nicht bewilligt werden und Stiftungen anzuschreiben ist sicher eine tolle Idee. Für meine Schüler habe ich hier immer viel erreicht. Ich drück die Daumen. Alles Liebe, Isabelle
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Wow, ihr Lieben, ich bin beeindruckt von Eurem Zuspruch, euren offnen und ehrlichen Worten, ganz egal ob hier als Kommentar, bei Twitter oder wirklich ganz persönlich und sehr ausführlich in den Mails. Mit so einer großen Resonanz hätte ich nicht gerechnet. Es tut sehr gut, zu spüren das ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin ❤
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Ich finde es toll, dass du so offen damit umgehst!
Ich will gar nicht „Ich verstehe dich!“ sagen, denn da ich keine Behinderung habe, kann ich mich so gut es geht in deine Situation hineinfühlen, aber so richtig verstehen kann ich sie natürlich nicht. Und trotzdem denke ich, dass nur wenige so positiv und bejahend mit einer vergleichbaren Situation umgehen können.
Ich weiß nicht, ob ich es könnte und ich finde es bewundernswert!
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Oh wie mich das Mitten ins Herz getroffen hat… Auch ich kenne das Gefühl – wenn auch mein Handicap vergleichsweise banal ist, ich bin schwerhörig. Ist mit guter Hörsystem Versorgung im Alltag kein großes Thema, und dennoch kommt manchmal der Neid: Auf Mamas, die sich mit ihren Kindern oder untereinander was zurufen (für mich höllisch schwierig). Oder wenn meine Große ruft: „Ein Hund bellt!“ Und ich angestrengt lausche. Oder noch blöder, wenn sie fragt: „Was war das für ein Geräusch?“… Wenn sie mir morgens im Bett was erzählt und ich nur halb verstehe, weil ich noch „unplugged“ bin.
Auch ich liebe mein Leben, meinen Familienalltag, und bin dankbar dass ich ansonsten gesund und sorgenfrei sein darf. Aber ab und zu, finde ich, ist es total ok sich auch mal zu Ärgern über all jenes, was den persönlichen Alltag eben etwas holpriger macht.
Danke für deine Worte!
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Danke Kathrin, für deine offenen Worte. ❤
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